Viète, François
François Viète (oft auch Franciscus Vieta) war ein französischer Mathematiker. Geboren wurde er um 1540 in Fontenay-le-Comte (Frankreich). Gestorben ist er im Alter von 63 Jahren am 23. Februar 1603 in Paris, ebenfalls in Frankreich.
François Viète stammte aus wohlhabenden bürgerlichen Verhältnissen, besuchte eine Klosterschule und begann mit 18 Jahren Rechtswissenschaften in Poitiers zu studieren. Nach dem Studium ließ er sich in seiner Heimatstadt als Advokat (Rechtsanwalt) nieder. Zunächst trat er eine Stellung als Sekretär und Rechtsberater bei der sehr einflussreichen und wohlhabenden protestantischen Familie Soubise an. Nebenbei unterrichtete er als Privatlehrer deren Tochter Catherine Parthenay. Ihr großes Interesse für Astronomie, Astrologie und Mathematik haben ihn sehr beeinflusst. Auf diese Weise entstand von ihm ein Werk über die Darstellung der Planetentheorie auf der Grundlage des ptolemäischen geozentrischen Systems.
Um 1589 erlangte er einen internationalen Ruf als Mathematiker. Bekannt ist die Anekdote von seinem Zusammentreffen mit Adriaan van Roomen (1561–1615). Van Roomen hatte eine Aufgabe als Herausforderung an alle Mathematiker Europas gestellt und war jedoch von Viètes Lösung so begeistert, dass er unverzüglich nach Frankreich aufbrach, um mit ihm zusammenzukommen. Viète, der die Schnelligkeit seiner Lösung später trocken mit „Ut legi, ut solvi“ (wie gelesen, so gelöst) kommentierte, stellte seinerseits van Roomen die Aufgabe, alle Kreise zu finden, die drei gegebene Kreise berühren (Apollonisches Problem). Dieses Problem war bereits in der Antike von Apollonios von Perge gelöst worden, die Schrift des Apollonios ging aber verloren. Van Roomen löste das Problem mit Hilfe einer Hyperbel. Diese Lösung wurde von Viète für unzureichend gehalten, weil sie sich nicht auf die klassische Methode mit Zirkel und Lineal beschränkt. Viète publizierte später selber eine verbesserte Lösung in seinem »Apollonius Gallus«.
Eigentlich war die Mathematik für Viète nur eine Nebenbeschäftigung, trotzdem wurde er einer der wichtigsten und einflussreichsten Mathematiker seiner Zeit. Er wird manchmal auch „Vater der Algebra“ genannt, da er das Rechnen mit Buchstaben in der Neuzeit einführte und systematisch Symbole für Rechenoperationen benutzte, zumal er erkannte, dass dies weit mehr Möglichkeiten als bisher eröffnete. Er unterschied die »logistica numerosa« als reines Zahlenrechnen von der abstrakteren »logistica speciosa«, dem Buchstabenrechnen und kann somit als der Begründer der modernen Algebra bezeichnet werden. Unsere heutige Schreibweise ist größtenteils auf ihn zurückzuführen. Er benutzte als Erster konsequent Symbole für mathematische Operationen und reduzierte ganze mathematische Komplexe auf Formeln.
Wusstest du, dass im Jahr 1935 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) ein Mondkrater mit 89 km Durchmesser sowie ein Asteroid (Kleinplanet) nach ihm benannt wurde?
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